© G. Seyfried

Daten zu Geschichte und Leben am Lausitzer Platz

1734-38: Zwischen dem heutigen Mehringplatz und der Oberbaumbrücke wird ein Palisadenzaun als Zollmauer angelegt. Er wird durch diverse Tore unterbrochen. Der Verbindungsweg hieß "Communication" (heute Skalitzer und Gitschiner Straße).

1802: Der Holzzaun wird durch eine Steinmauer ersetzt.

1847: Das Diakonissen-Krankenhaus Bethanien wird eingeweiht.

7.4.1849: Ein Stück Viehweide und Ackerland an der Zollmauer beim Köpenicker Tor, noch innerhalb der Stadt, erhält den Namen "Lausitzer Platz". Er war bereits in einem Stadtentwicklungsplan von 1830 als Platz vor dem Köpenicker Tor vorgesehen. Bis dahin hieß die Gegend "Köpenicker Feld".

1851-1871: Der "Verbinder"-Zug fährt durch die Eisenbahnstraße über den Lausitzer Platz und transportiert Güter und Soldaten zwischen dem Schlesischen (heute: Ost-)Bahnhof und dem Anhalter Bahnhof. Er fuhr entlang der Zollmauer.

1845-50: Der Landwehrgraben wird zum Kanal zwischen Oberspree und Unterspree ausgebaut (und 1883-90 verbreitert).

1867: Der Görlitzer Bahnhof wird in Betrieb genommen. Er wurde vor der Zollmauer erbaut. (Architekt: August Orth)

1873: Die Emmaus-Kapelle wird als 2. Predigtstätte der Sankt Thomas-Kirchengemeinde auf dem Lausitzer Platz errichtet.

1874-78: Die Wrangel-Kaserne wird gebaut.

1882: Der Lausitzer Platz wird angelegt.

1. April 1887: Die Emmaus-Gemeinde wird als Tochter der Sankt Thomas-Gemeinde eine eigenständige Kirchengemeinde. 1885 hatte die Sankt Thomas-Gemeinde ca. 130.000 Mitglieder.

1890-93: Die Emmaus-Kirche wird gebaut (Architekt: August Orth). Sie war zum Zeitpunkt ihrer Einweihung am 27. August 1893 mit 2.600 Sitzplätzen die zweitgrößte Kirche Berlins.

1890-91: Die Eisenbahn-Markthalle wird gebaut als Ersatz für den Wochenmarkt auf dem Lausitzer Platz.

1894: Auf dem Grundstück Zeughofstraße 6-7 wird ein großes Fabrikgebäude für die Produktion von Telegraphen errichtet. Dies ist die Keimzelle von DeTeWe.

1900: Die Bevölkerungsdichte beträgt ca. 43.000 Personen pro Quadratkilometer (heute ca. 15.000 Personen)

18. Februar 1902: Die erste U-Bahn Deutschlands wird nach sechs Jahren Bauzeit in Betrieb genommen. Sie führt am Lausitzer Platz als Hochbahn vorbei.

1. Oktober 1920: Die Einheitsgemeinde "Groß-Berlin" entsteht. Dies ist die Geburtsstunde des Bezirks Kreuzberg, der seinen Namen seit 1921 hat.

1925: In der Wiener Straße 25 wird die Berliner NSDAP nach der Verbotszeit wiederbegründet. Die Gegend um den Lausitzer Platz und die Eisenbahnstraße sind von SPD und KPD dominiert.
Januar 1933: Die Arbeitslosenquote liegt in Kreuzberg bei 34 Prozent (Jugendliche: über 50 Prozent).

1933: In der Wiener Straße 10 wird in der SA-Kneipe "Wiener Garten" ein "wildes KZ" eingerichtet.

1935: Die Zahl der Erwerbslosen in Kreuzberg hat sich halbiert. In der Eisenbahnstraße 5 organisiert Wilhelm Leuschner in seiner Fabrik für Bierzapfanlagen eine sozialdemokratische Widerstandsgruppe gegen den Nationalsozialismus. Er wird am 29. September 1944 in Plötzensee ermordet.

1936/37: Die Schuhladenkette "Leiser" wird "arisiert"; sie hatte ihr Stammhaus in der Oranienstraße 34. Bis Ende des Krieges werden 1.300 Kreuzberger Juden ermordet.

1945: Die Emmaus-Kirche wird durch Bomben stark beschädigt.

3. Februar 1945: Nach Flächenbombardements werden in Kreuzberg 3.255 Tote und Vermißte und über 119.000 Ausgebombte gezählt.

2. Mai 1945: Berlin kapituliert. Über 40 Prozent des Wohnraums und zwei Drittel der Betriebe sind zerstört.

Juli 1945: Amerikanische Truppen ersetzen die Rote Armee in Kreuzberg.

1957-59: Das Kirchenschiff der Emmaus-Kirche wird - wesentlich verkleinert - neu gebaut (Architekt: Ludolf von Walthausen)

13. August 1961: Der Mauerbau schneidet Kreuzberg vom Zentrum Berlins ab. Da keine Ostberliner Einpendler mehr nach Kreuzberg kommen können, werden "Gastarbeiter" angeworben.

1963: Der Lausitzer Platz wird zum Sanierungsgebiet erklärt. Viele Häuser in der Gegend werden in der Erwartung eines baldigen Abrisses vernachlässigt.

1970: Jeder 5. Kreuzberger hat einen ausländischen Paß.

1977: Die "Strategien für Kreuzberg" bereiten einen Schwenk in der Baupolitik hin zu "behutsamer Stadterneuerung" vor.

1979: Erste Hausbesetzungen, u.a. Görlitzer Straße 74, als Protest gegen die Kahlschlagsanierung.

1. Mai 1987: Im Anschluß an das seit Anfang der achtziger Jahre veranstaltete 1. Mai-Fest auf dem Lausitzer Platz kommt es zu Straßenschlachten und brennenden Barrikaden. Der Lausitzer Platz bleibt tagelang bundesweit in den Schlagzeilen. In Berlin läuft die 750-Jahr-Feier.

9./10. November 1989: Der Fall der Mauer bringt Kreuzberg zurück in seine alte Rolle als Teil des Zentrums von Berlin.

1995: Der Turm der Emmaus-Kirche wird ausgebaut (Küsterei, Veranstaltungsräume, Pfarrdienstwohnung). Am 27.8.1995 fusionieren die Emmaus- und die Ölberg-Kirchengemeinde zur Emmaus-Ölberg-Kirchengemeinde.

Zusammengestellt von Christoph Albrecht.
Hinweise bitte an Christoph.Albrecht@berlin.de.


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